Sprachbildung interaktiv (Sprint) – Mündlichkeit im Fokus
Das Projekt „Sprint“ ist Teil des Verbunds „GemeinsamGANZTAG“ (gefördert von der RAG-Stiftung), der Schulen in herausfordernden Lagen bei der Schul- und Unterrichtsentwicklung mit dem Ziel unterstützt, Bildungsbenachteiligung abzubauen. „Sprint“ fokussiert dabei die Förderung mündlicher Sprachkompetenzen in der Sekundarstufe – im Fach Deutsch ebenso wie in anderen Fächern.
Ausgangspunkt ist, dass diskursive Praktiken wie Erklären, Argumentieren und Berichten für die schulische Wissenskonstruktion essenziell sind und Schüler*innen über entsprechende Diskurskompetenzen verfügen müssen, um erfolgreich an unterrichtlichen Kommunikations- und Lernprozessen teilzuhaben. Zugleich zeigen empirische Studien, dass dies zu Beginn der Sekundarstufe keineswegs für jede/n Schüler*in vorausgesetzt werden kann, gerade in sozial benachteiligten Milieus (Heller/Morek 2015). Umso stärker rückt dies die Rolle des (Deutsch)Unterrichts bzw. von Unterrichtsgesprächen für die Diskurserwerbsförderung in den Mittelpunkt.
Hier setzt das Projekt „Sprint“ an, das im Dezember 2019 gestartet ist. Ausgehend von gesprächsanalytischen Vorarbeiten zu diskurserwerbsförderlichen Interaktionsmustern in Unterrichtsgesprächen (Heller/Morek 2015) und deren lernersensitivem Einsatz wurde ein Professionalisierungskonzept zu interaktiver Sprachbildung entwickelt, das mit 13 Lehrkräften von Sekundar-, Haupt- und Realschulen im Rahmen eines wissenschaftlich geleiteten ‚Innovationsnetzwerks‘ erprobt wird. Über den Zeitraum eines Jahres wechseln sich Workshops zu einzelnen Aspekten diskurserwerbsförderlichen Lehrerhandelns in Unterrichtsgesprächen und deren Reflexion in videobasierten Einzelcoachings (mittels der App „VEO“) ab. Die videobasierte Unterrichtsreflexion in dyadischer Konstellation eröffnet Möglichkeiten zur Erprobung, Entwicklung und Flexibilisierung von Aspekten diskurserwerbsförderlichen Lehrerhandelns im geschützten Raum. Ein Innovations-Netzwerk bietet den teilnehmenden Lehrkräften Gelegenheit zum Austausch untereinander. In der abschließenden Projektphase wird gemeinsam mit den Lehrkräften ein Konzept zur nachhaltigen Verankerung von „Sprint“ in der Schule bzw. im Schul-Netzwerk entwickelt.
Zu Projektbeginn werden durch semistrukturierte Interviews individuelle Erfahrungen und professionelle Orientierungen im Bereich Mündlichkeit/Unterrichtsgespräche eruiert sowie anhand videographierter Unterrichtsstunden habitualisierte Interaktionsprofile rekonstruiert. Auf Basis longitudinal angelegter Videographien wird mit quantitativen und qualitativen Auswertungszugängen die Wirksamkeit der Professionalisierungsmaßnahme untersucht. Daraus werden Leitideen abgeleitet, wie das Konzept verbessert und– im Sinne des Netzwerkgedankens – auch in die Breite getragen werden kann, sodass andere Schulen profitieren können.